Schembartlauf

Schembartlauf
Schembartlauf
 
[mittelhochdeutsch schem(e)bart »Maske mit Bart«, zu schem(e) »Schatten(bild)«], ein spätmittelalterlicher Fastnachtsaufzug der Patrizierfamilien von Nürnberg. Die Kostüme der Schembartläufer waren einheitlich, wechselten jedoch jährlich, wobei die Gesichtsmasken gleich blieben. Daneben traten zum Teil auch Einzelgestalten wie Teufel, Narren, Heiden, bewaffnete Scheinboten (lasterhafte Boten) auf. Von 1449 an ist das Patrizierfest chronistisch verzeichnet, seit 1475 wurden Umzugswagen auf Kufen mit Jahr für Jahr wechselnden Darstellungen mitgeführt. Diese »Höllenbauwerke« dienten der Veranschaulichung christlicher Vorstellung von der Hölle und waren mit Symbolen der Sündhaftigkeit ausgestattet (Glücksrad, Seelenfresser, Narrenschiff, Höllenszenen). Zuletzt wurde die Hölle zum Zeichen der Abkehr vom sündhaften Leben zerstört und verbrannt. 1539 wurde der Schembartlauf verboten, nachdem sich ein evangelischer Prediger durch seine Darstellung auf einem von Teufeln besetzten Schiff verspottet gesehen hatte. - Aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert sind Stadtchroniken und ungefähr 80 Bilderhandschriften, die den Schembartlauf beschreiben, sowie Gedichte von Hans Sachs erhalten. In nationalsozialistischer Zeit wurde der Schembartlauf zur Unterstützung des geforderten germanischen Kulturbewusstseins wieder belebt.
 
 
J. Küster: »Spectaculum vitiorum«. Studien zur Intentionalität u. Gesch. des Nürnberger S. (1983).

Universal-Lexikon. 2012.

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